Die Farbgenetik des Lagotto Romagnolo in Bildern


Die Basisfarben


Der A-Locus

Die Dominanzfolge ist Ay - aw - at - a

Die Farben des  A-Locus sind im Prinzip die Grundfarben eines jeden Hundes, werden aber bei vielen Rassen durch andere Loci überdeckt.

Der A-Locus wird nach der Dominanzfolge in Ay, aw, at und a aufgegliedert. Großbuchstaben sind dominant.

 

Namensgeber ist das Nagetier Aguti (Agouti).

Ay

 

Das y steht für Yellow (Gelb). Ay ist das dominante Rot(Gelb) in der Hundewelt und muss nur von einem Elternteil übertragen werden, um zur Ausprägung zu kommen. Je nach Rasse wird es als Fawn, Sable, Sand, Gelb, Rot, Loh oder Zobel bezeichnet. Es ist ein, je nach Intensität (I-Locus) ausgeprägtes Rot in Nuancen von hellem Creme über Gelbtöne, Hellrot bis Fuchsrot und Mahagoni. 

Ay/- Sable kommt am K-Locus bei der Genkombination ky/ky zum tragen und ein mehr oder weniger schwarzer, beim Lagotto brauner Überflug, ist kennzeichnend für diese Farbe. Nasenschwamm und Lidränder sind dunkel gefärbt. Manchmal ist der Braunanteil beim Sable-Lagotto so intensiv, daß der Hund für Braun gehalten wird. ABER! Die Haarschäfte sind Rot (Creme, Hellrot...)

Beim Lagotto kommt diese Farbe relativ selten vor und kann bei adulten Tieren leicht mit Orange (am E-Locus e/e) verwechselt werden. Ganz junge, oder neu geborene Lagotti könnte man zudem für Focato (b&t)halten, da diese auch im Bereich der Backen und um die Augen aufgellt sind.

Hier im ersten Beispiel Cin-Cin

Der Vater ist einfarbig braun mit verdecktem Roano und die Mutter braun/weiß.

Da Cin-Cin die Farbe Sable zeigt, sind beide Eltern nicht reinerbig für Schwarz (KB/ky) beim Lagotto immer in Kombination mit Braun (b/b).

Der Vater Attila hat schon in anderen Würfen Sable, aber auch Focato gebracht. Daher ist er nicht reinerbig für das dominante Gen Ay, sondern muss Ay/at sein.

Cin-Cin entwickelte dazu noch im Alter im Bereich der weißen Haare eine Schimmelung. Somit ist sie ein seltener Fall von Weiß/Sable/Roano.

 

Hier die Wurfschwester Civetta in Sable gemantelt.

Wenn man genau hinschaut, kann man den braunen Überflug auf Rücken, Rute und Ohren erkennen. Das ist das modifizierte Schwarz des Lagotto. Der Rest ist rot und könnte bei anderen Exemplaren auch sandfarben oder Creme sein.

Wie bei fast allen Lagotti verblasst durch den G-Locus (Ergrauungsgen) die Farbe. Das Rot (Phäomelanin) ist dabei stärker betroffen als das modifizierte Schwarz (Eumelanin).

 


aw

 

steht als Nächstes in der Rangfolge und bezeichnet die Wildfarbigkeit.

Diese Farbe kommt z.B. bei nordischen Hunden, Spitzen, Eurasiern und wildfarbenen (grauen) Schäferhunden vor.

Wildfarbene Hunde haben mehrfach gebändertes Haar.

Diese Farbe ist beim Lagotto extrem selten. Bisher ist mir nur diese eine Hündin "Barbie Doll" (SK) bekannt. Als Junghund war sie intensiv braun mit roten Wildfarbigkeitsabzeichen. Somit hätte man sie leicht mit Focato (b&t) verwechseln können. Adult zeigt sie diese typischen Wildfarbigkeitsabzeichen auch in anderen Bereichen. Markant ist der helle Streifen hinter der Schulter. Laut Gentest bei myDogDNA ist sie aw/a, also trägt sie neben dem seltenen Wildfarbigkeitsgen das ebenfalls seltene Gen a für rezzesives Schwarz, welches reinerbig bei Pumis, Pulis und schwarzen Schäferhunden bekannt ist.


at

 

kommt nur zur Ausprägung, wenn der Nachkomme von beiden Elternteilen dieses Gen mitbekommen hat.

Extrem selten kommt es in der Hundewelt vor, dass nur ein "at/-"ausreicht, um im Phänotyp b&t zu zeigen. Dann hat der Hund als zweites Gen das untergeordnete, rezzesive Schwarz (at/a).

at/at nennt man beim Lagotto "Focato"(rotfleckig) und ist gleichzusetzen mit brown & tan (b&t). Bei anderen Rassen, ohne Braunfaktor, heisst es black & tan, Schwarzloh oder Gelbmarken. Bei manchen Rassen mit Scheckungsgen, also Weißanteil, sagt man auch Tricolor, z.B. Barsoi.

 

Kennzeichnend sind die hart umrissenen gelben, roten oder auch cremfarbenen Abzeichen über den Augen, an den Wangen, an der Brust, unter der Schwanzwurzel, an Mittelfüßen und Innenschenkeln. Bei Hunden ohne schwarzer Maske ziehen sich diese Abzeichen bis zur Schnauzenspitze. Die bekanntesten Hunderassen mit black & tan  sind Dobermann, Rottweiler, Dt. Pinscher, Prager Rattler...

 

 

Hier der Lagottorüde Dixieland in Braun/Focato mit kleinen weißen Abzeichen.

Hier der Focato-Rüde Bellissimo mit viel Weißanteil (S-Locus) und Ticking (T-Locus).

Die Überaugenpunkte entwickeln sich oft erst einige Tage nach der Geburt.


a

 

steht für rezzesives Schwarz und ist in der Hundewelt bei relativ wenigen Rassen vertreten. Bekannt ist es beim schwarzen Schäferhund, Pumi, Puli...

Dieses Gen kommt ganz selten beim Lagotto vor. Reinerbig (a/a, ky/ky) rezzesiv schwarze (braune) Lagotti unterscheiden sich im Phänotyp nicht von dominant schwarzen (braunen) Lagotti KB/- oder KB/KB.

 

Hier  der braune Glem Bell Captain Morgan, Sohn aus den sable Rüden Ideal Franko (Ay/a; ky/ky)) und der o.g. wildfarbenen Hündin Barbie Doll (aw/a; ky/ky). 

Da beide Eltern von Captain Morgen die Basisfarben des A-Locus zeigen und somit nicht dominant schwarz (braun) sein konnten war zu erwarten, daß dieser braune Hund das  ohnehin schon sehr seltene Gen a für rezzesives Schwarz doppelt (a/a; ky/ky) trägt.

Per Gentest konnte dies bestätigt werden.


Der K-Locus

Die Dominanzfolge ist KB - Kbr - ky

Beim K-Locus spielt für dem Lagotto nur das dominante KB/- und das rezzesive ky/ky eine Rolle.

 Kbr steht für gestreift/gestromt und ist derzeit noch mit KB für Schwarz gleichgesetzt. Der eigentliche Auslöser für die Stromung wurde bisher noch nicht gefunden.

 

 

KB

 

Hunde im Genotyp KB, egal ob reinerbig, oder mischerbig sind immer schwarz (braun), oder weiß/schwarz (weiß/braun). Beim Lagotto spielt hier noch der B-Locus eine wichtige Rolle. Er modifiziert Schwarz zu braun. Dieses Gen tragen alle Lagotti reinerbig (b/b).

Zu beachten ist auch der E-Locus (s. unten), da das rezessive e/e alle anderen Farben überdeckt.

 

 

 

Kbr 

 

ist eine Sonderform von KB. Es bezeichnet alle Hunde mit Stromung, daher für Lagotti unrelevant. Alle Hunde mit Stromung tragen mindestens ein Gen für dominantes Schwarz (KB/-). Das eigentliche Gen, das diese Streifung (ja/nein) auslöst, ist noch nicht gefunden worden.

 

ky

 

Reinerbig (ky/ky) macht dieses Gen den Weg zur Ausprägung des A-Locus im Phänotyp  frei. 


Der E-Locus

Der E-Locus (Extension) entscheited, ob und wo sich Schwarz (Braun) ausbreitet.

 

Die Dominanzfolge ist nach neuesten Erkenntnissen EM - E - EG - EH - e

 

EM

 

Ist der Maskenfaktor. 

 

Beim Lagotto kommt er relativ selten (sichtbar) vor und ist bei schwarzen b.z.W. braunen Hunden im Phänotyp unsichtbar.

 

Die bei vielen Rassen schwarze Maske (Lagotto braun), kann sich vom Fang bis über die Augen ziehen und tritt am A-Locus (Sable, Wildfarben und Tan) in Erscheinung.

EM ist typisch für gelbe Doggen, Boxer, Bernhardiener, Eurasier...

 

 Rezzesiv rote Hunde (e/e) können niemals eine Maske zeigen.

 

Hier ein Lagottowelpe in Weiß/Braun/Focato mit Maske.(sp/sp, at/at, Em/E, ky/ky).

Die Maske bedeckt einen Teil der Tanabzeichen. Die Überaugenpunkte sind kaum zu erkennen. Darunter ein Foto zum Vergleich, ohne Maskenfaktor.

 

 

Lagotto Welpe mit Maskenfaktor
Lagotto Welpe ohne Maskenfaktor

 

E

 

als Nächstes in der Rangfolge, macht den Weg für die Ausbreitung (Extension) von Schwarz (Braun) möglich.

 

EG und  EH

 

die Domino-und Zobelgene, EG beim Windhunde und EH beim Cocker Spaniel, sind für den Lagotto unrelevant.

Dieses Gen drängt die Schwarzfärbung zurück und macht aus einem b&t eine "Umgekehrte Maske". Ähnlich wirkt das "Saddel-Tan" beim Dt. Schäferhund.

e

 

e steht für rezzesives Rot (Gelb) und wird von vielen Lagotti (-/e) unsichtbar getragen. Nur wenn ein Nachkomme von beiden Elternteilen ein e erbt, ist es im Phänotyp sichtbar.

Bei zwei Elterntieren mit -/e fallen statistisch 25 % orange Welpen (e/e).

Diese Hunde sind damit reinerbig rezzesiv rot (e/e) und somit creme, orange oder bei anderen Rassen intensiv rot, je nach Intension (I).

 

Reinerbig rezzesives Rot (Gelb) verdeckt alle anderen Basisfarben!!!

 

Viele Rassen sind für e/e bekannt. Dabei spielt auch, wie beim Lagotto, noch der I-Faktor (Intensität) eine wichtige Rolle. So erscheinen manche Rassen fast schneeweiß, z.B.

Weißer Schweizer Schäferhund oder West Highland White Terrier.

Andere sind creme bis dunkel orange, z.B. Golden Retriever

Ein ganz intensives Rot kennt man beim

Irish Red Setter

(Das Gen für die Intensität (I) von Rot wurde erst kürzlich identifiziert. Der Test kann bei Laboklin angefordert werden.)

 

Hier im Beispiel die Welpen Cirrus in Orange mit weißen Abzeichen und Damasco, Extremschecke mit cremefarbenen Ohren.

 

Achtung auf gewissenhafte Verpaarungen, bei rezzesiv roten Elterntieren!!!

 

Schmutzig Weiß, Creme und Orange sind rassetypische Farben des Lagotto Romagnolo. Alle diese Hunde sind genetisch reinerbig rezzesiv rot (e/e). 

Diese Hunde, kurz geschoren, neigen bei zuviel Weißanteil und folglich heller Hautpartien zu Sonnenbrand. Nur schwach oder unpigmentierte Nasenschwämme können duch intensive Sonneneinstrahlung tumoröse Hautveränderungen nach sich ziehen. 

 

Daher ist es ratsam, bei hellen Zuchtpartnern auf Vollfarbigkeit S/S (S/sp) und/oder Roano zu achten. Diese Faktoren bringen gute Pigmentierung in Haut und Nasenschwamm.

 


Da die Farbgenetik für alle Hunderassen den gleichen Vererbungsgesetzen folgt, will ich mich hier nicht wiederholen, was die Loci der Intensität des Phäomelanin (I), der Scheckung (S), der progressiven Ergrauung (G) und das verantwortliche Gen am B-Locus der Modifizierung von Schwarz zu Braun betrifft.

Dazu lesen Sie im Übermenü "Farbgenetik Barsoi".

 

Allerdings wird die Scheckungs-Serie nicht mehr in die vier Gruppen (S, si, sp, sy), je nach Ausdehnung des pigmentierten Bereiches, aufgeteilt.

 

Heute unterteilt die Genetik (vorerst) in einfarbig und gescheckt. Bei myDogDNA werden die Buchstaben S und sp gebraucht. Bei anderen Laboren kennt man auch die Bezeichnung N für nicht gescheckt und S für gescheckt. 

 

S ist dominat und steht für Einfarbigkeit/Vollfarbigkeit.

Das rezzesive sp steht für Scheckung. 

 

Als der genetische Code für Scheckung noch nicht entschlüsselt war, sah mancher Züchter überrascht in seine Wurfkiste, wenn aus zwei einfarbigen Eltern gescheckte Nachkommen entstanden. Da Scheckung (sp) rezzesiv ist, kann es von phänotypisch einfarbigen Elternteilen getragen werden.

Aber zwei reinerbig gescheckte Eltern (sp/sp x sp/sp) können keinen einfarbigen Nachwuchs zeugen.

Ist ein Elternteil reinerbig einfarbig/vollfarbig (S/S), dann entstehen auch nur einfarbige Welpen.

 

Anmerkung: Auch reinweiße/schmutzigweiße Lagotti sind meistens Schecken.

Oft sind nur kleine Partien (Ohren, Rutenansatz), je nach Intensität (I) pigmentiert (Extremschecken), was sich später, insbesondere bei Creme so stark verwässert, dass der Hund einfarbig weiß erscheint.

 

Man sollte bei der Verpaarung Extremschecke x Extremschecke, egal welchen Farbschlags, vorsichtig sein. Es können neurologische Probleme und Verlust des Hörvermögens, z.B bekannt bei dt. Boxer, Bullterrier, Parson Terrier, auftreten.

 

 

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Ticking (T) und Roano (R) (noch kein Gentest möglich) spielen beim Lagotto eine recht wichtige Rolle. Dazu meine Gedanken hier (bitte im Text runterscrollen).

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